Mitten im Wandel: Die 2. ELCA-Projekt Studytour und die Bedeutung grüner Infrastruktur im Klimaschutz

Published: 22.04.2025 Reading time: 4 Minuten

Wie sieht eigentlich eine Stadt aus, die dem Klimawandel nicht nur begegnet, sondern ihm mit konkreten Lösungen entgegentritt? Und wie können Gemeinden – egal ob groß oder klein – ihre Infrastruktur so gestalten, dass sie nicht nur funktional, sondern auch klimaresilient, lebenswert und zukunftsfähig ist?

The ELCA team huddles around the site plan - initial orientation to the regeneration areas, swimming pools and technical installations (GNE)
© Foto: GNE

Mit genau diesen Fragen im Gepäck startete die zweite Empowering Local Climate Action (ELCA)-Studytour vom 24. bis 27. März 2025 in Deutschland. Eingeladen waren wieder Fachleute und Projektbeteiligte aus der Tschechischen Republik und Rumänien, die sich bereits seit März 2023 gemeinsam mit dem EUKI-Projekt weiterbilden und an lokalen Klimaschutzstrategien arbeiten.

Nach einer intensiven Online-Trainingsphase im Frühjahr 2024 und dem Start der praktischen Umsetzungsphase im Herbst desselben Jahres, ging es nun darum, einen Schritt weiterzugehen: von der Theorie in die Praxis. Und zwar nicht irgendwo – sondern dort, wo nachhaltige Infrastruktur bereits gelebt wird.

In diesem Rahmen organisierte die GNE zwei Studytouren in Deutschland, die den Wissenstransfer durch praktische Beispiele und gute Umsetzungsbeispiele fördern. Nach der ersten Tour mit Fokus auf ländliche Regionen im Oktober 2024, fand vom 24. bis 27. März 2025 die zweite Studytour statt – diesmal mit dem Schwerpunkt im urbanen und semiurbanen Raum.

Der Auftakt dieser zweiten Studienreise stand unter dem Motto: „Die Rolle grüner Technologien im Klimaschutz“. Durch innovative und naturnahe Technologien wollten wir wieder zeigen, wie Best-Practice-Beispiele konkret zur CO₂-Reduktion und Klimaanpassung beitragen können – und wie solche Lösungen langfristig effizient, kostengünstig und nachhaltig in Stadtplanung und Klimaschutzmanagement integriert werden können.

Unsere erste Station führte uns deshalb nach Göttingen – ins Naturerlebnisbad Grone, einem inspirierenden Vorzeigeprojekt für nachhaltige Wasseraufbereitung, erneuerbare Energien und naturnahe Freizeitgestaltung.


Erste Station: Das Naturerlebnisbad Grone in Göttingen

Unsere erste Station im Rahmen der 2. ELCA Studytour führte uns zum Naturerlebnisbad Grone in Göttingen. Das Bad nutzt eine innovative, biohydraulische und solarbetriebene Filteranlage, die das Wasser ohne chemische Zusatzstoffe wie Chlor reinigt. Seit seiner Eröffnung im Jahr 2006 sorgt diese naturnahe Technologie für hervorragende Wasserqualität, indem sie natürliche Prozesse wie die Filtration durch Schilfpflanzen einsetzt. Diese Art der Wasseraufbereitung reduziert den Energieverbrauch und schont gleichzeitig die Umwelt.

Mit über 1.000 Besuchern an heißen Sommertagen bietet das Bad nicht nur eine umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen Schwimmbädern, sondern auch zahlreiche Freizeitmöglichkeiten. Das Areal umfasst ein Sportbecken, ein Nichtschwimmerbecken mit Kiesboden, eine Wasserrutsche sowie Beachvolleyballfelder und einen Naturerlebnispfad. Es zeigt eindrucksvoll, wie durch die Integration naturnaher Technologien sowohl ein nachhaltiges Badeerlebnis als auch eine hohe Lebensqualität für die Besucher geschaffen werden können.



Pflanzenkläranlagen – Eine nachhaltige Lösung für Abwasserbehandlung

Im Verlauf des Vormittags haben wir uns intensiv mit der Planung und Umsetzung von Pflanzenkläranlagen beschäftigt. Diese naturnahen Abwasserbehandlungssysteme nutzen Pflanzen wie Schilf, Rohrkolben und Binsen, um Abwasser auf biologische Weise zu reinigen. Michael Blumberg, Ingenieur und Geschäftsführer des Ingenieurbüros Blumberg, gab uns wertvolle Einblicke in die technischen, ökologischen und rechtlichen Anforderungen bei der Planung solcher Systeme.

Wesentliche Planungsaspekte bei Pflanzenkläranlagen umfassen:

• Art und Menge des Abwassers: Welche Art von Abwasser soll behandelt werden und in welcher Menge?

• Rechtliche Anforderungen: Welche Genehmigungen sind erforderlich, und wie müssen Einleitgrenzwerte eingehalten werden?

• Dimensionierung der Anlage: Welche Größe ist erforderlich, um die Abwassermenge effektiv zu behandeln?

• Betrieb und Wartung: Wie wird die Anlage betrieben und überwacht, und welche Wartungsmaßnahmen sind erforderlich?

• Ökologische Vorteile: Förderung der Biodiversität und Bildungsangebote.


Gründächer als Klimaschutztechnologie

Ein weiterer wichtiger Aspekt des ersten Tages war die Auseinandersetzung mit Gründächern als eine nachhaltige Technologie im Klimaschutz. Gründächer bieten zahlreiche Vorteile, die über die ästhetische Aufwertung von Gebäuden hinausgehen. Sie tragen zur Kühlung von Städten bei, indem sie durch Verdunstung die Temperatur senken – besonders in Zeiten von Hitzewellen. Darüber hinaus verbessern sie die Luftqualität, indem sie Feinstaub und Schadstoffe filtern.

Das Ingenieurbüro Blumberg ist ebenfalls auf die Entwicklung von Sumpfpflanzendächern spezialisiert, die zusätzliche Wasserspeicherfunktionen bieten. Diese Dächer helfen, Regenwasser zu speichern und die Kanalisation bei Starkregen zu entlasten. Zudem fördern sie die Biodiversität, indem sie Lebensräume für verschiedene Pflanzen- und Tierarten schaffen.


Warum diese Themen im Klimaschutzmanagement wichtig sind

Pflanzenkläranlagen, Gründächer und Fassadenbegrünung sind nicht nur technologische Lösungen, sondern auch essenzielle Bausteine für eine nachhaltige und klimafreundliche Infrastruktur. Sie bieten eine Vielzahl von Vorteilen:

• Energieeinsparungen: Pflanzenkläranlagen benötigen wesentlich weniger Energie als herkömmliche Kläranlagen und tragen so zur Reduktion von CO₂-Emissionen bei.

• Reduktion urbaner Hitzeinseln: Gründächer und begrünte Fassaden tragen zur Kühlung von Städten bei und mindern die negativen Auswirkungen von Hitzewellen.

• Förderung von Biodiversität: Diese grünen Infrastrukturlösungen schaffen wertvolle Lebensräume für Tiere und Pflanzen.

• Ressourcenschonung: Die Nutzung naturnaher Wasseraufbereitung und Regenwasserspeicherung fördert die Kreislaufwirtschaft.

Fazit: Die Rolle grüner Infrastruktur im Klimaschutz

Grüne Infrastruktur ist mehr als nur eine technische Lösung – sie ist entscheidend für die Schaffung nachhaltiger, klimaresilienter Städte und Gemeinden. Sie verbindet Technik, Ökologie und Stadtentwicklung und leistet konkrete Beiträge zur Emissionsminderung, Hitzevorsorge und Kreislaufwirtschaft. Für zukünftige Fachkräfte im Klimaschutzmanagement ist es daher unerlässlich, diese Lösungen zu verstehen und aktiv mitzugestalten. Grüne Infrastruktur ist ein Schlüsselthema im Klimaschutz und sollte in der Ausbildung künftiger Fachkräfte eine zentrale Rolle spielen.

Das Projekt „Empowering Local Climate Action“ trägt mit seiner Expertise dazu bei, diese nachhaltigen Technologien in die kommunale Praxis zu integrieren und somit einen wichtigen Beitrag zur Klimafolgenanpassung und Emissionsminderung zu leisten.

Author: Viola Helwig, Project manager, GNE

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