Die Saat der Zukunft säen: Eine Exkursion zu einem Biobauernhof bietet Inspiration

Published: 21.12.2024 Reading time: 3 Minuten
Die Saat der Zukunft säen: Eine Exkursion zu einem Biobauernhof bietet Inspiration
© Foto: Viola Helwig

Wissen ist in gewissem Sinne organisch. Wie jede organische Lebensform braucht es die richtigen Bedingungen, um zu wachsen und zu gedeihen - es muss genährt werden. Aus diesem Grund umfasst unser EUKI-ELCA-Projekt sowohl theoretische als auch praktische Lernaspekte. Im Rahmen des Projekts wurden die Teilnehmer eingeladen, die Vorteile der Pionierarbeit der ökologischen Agroforstwirtschaft in Deutschland kennenzulernen.

Am letzten Tag der Studienwoche stand für die tschechischen und rumänischen Teilnehmer ein Besuch auf dem Biohof Werragut bei Eschwege auf dem Programm. Hier wurden sie in den frühen Morgenstunden von Projektleiter Konstantin Sprenger (ReSOLA e.V.) empfangen, der sie durch den Betrieb führte.

Der Betrieb umfasst 30 Hektar Ackerland und 20 Hektar Grünland. Legehennen und Masthähnchen werden in mobilen Ställen gehalten. Auch Puten werden in einem festen Stall gemästet. Ackerbau, Grünland, Obst- und Nussanbau, Viehzucht, soziale Landwirtschaft und Naturschutz werden zu einem neuen Lernzentrum zusammengeführt.

Seit 2021 wird in der Region ein Pionier-Agroforstsystem aufgebaut, in dem Bäume, Sträucher und Ackerbau kombiniert werden. Mit Hilfe von 'Triebwerk' (Regenerative Landwirtschaft und Agroforstwirtschaft UG) pflanzte das Werragut-Team die ersten Bäume in dem vom Schweizer Agronomen Ernst Götsch entworfenen syntropischen System. Auf insgesamt zwölf Hektar wechseln sich mehr als tausend Beerensträucher, Obst- und Nussbäume mit Ackerland, Grünland und Wald ab. Insgesamt wurden vierzehn essbare Arten gepflanzt: Birne, Apfel, Edelkastanie, Walnuss, Kornelkirsche, große und kleine Maulbeere, Haselnuss, Ölweide, Feige, Szechuanpfeffer, Kaki, PawPaw und Haskap.


Agroforstwirtschaft leistet einen wichtigen Beitrag zu Klimaschutz und Ernährungssicherung

„Agroforstwirtschaft ist eines der spannendsten Themen in der klimaangepassten Landwirtschaft“, sagte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir bei seinem diesjährigen Projektbesuch (2024) auf dem Biohof Werragut in Eschwege. 

„Die Klimakrise macht auch vor der Landwirtschaft nicht halt“, so Özdemir in dem Interview. „Die Landwirte sind am meisten von der Klimakrise betroffen. Insofern ist klar, dass die Agroforstwirtschaft nicht die einzige Antwort ist, aber sie ist eine Antwort.“

Im Holz von Obstbäumen und Sträuchern sind beträchtliche Mengen Kohlendioxid gebunden. Im Schutz der Bäume wird das Mikroklima auf dem Feld verbessert und die Verdunstung verringert. Die Anlagen können längere Dürreperioden besser überstehen. Einige Obstsorten sind besser an den Klimawandel angepasst als andere: Feigen zum Beispiel kamen im bisher kühleren Deutschland eher nicht so gut zurecht. Mit den wärmeren Temperaturen erschließen sie sich jedoch neue Lebensräume. Das Gleiche gilt für Kakis, die eher in milden Klimazonen mit warmen Sommern gedeihen. 


Besuch des GNE-Versuchszentrums für Obstbau in Witzenhausen-Wendershausen

Nach der Mittagspause fuhr die Gruppe zurück nach Witzenhausen-Wendershausen zur GNE-Obstbauversuchsanlage. Bei wolkenlosem Himmel und strahlendem Sonnenschein wurde die Gruppe von Eberhard Walter, dem ehemaligen Obstbauberater des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen (LLH), begrüßt. Seit 40 Jahren führen die Mitarbeiter des LLH in Zusammenarbeit mit der Justus-Liebig-Universität Gießen und verschiedenen Baumschulen Pflanzversuche auf der Plantage durch. Gepflanzt werden junge Kirschbäume, darunter seltene, alte und wertvolle Sorten, für die Deutsche Genbank Obst (DGO). Die vielfältigen Sorten sollen vor allem wegen ihrer züchterischen und soziokulturellen Besonderheiten erhalten werden, inzwischen auch ausgewählt, um besser an die Auswirkungen des Klimawandels angepasst zu sein.

Die Plantage wird seit 2021 von der GNE ökologisch bewirtschaftet. Synthetische Pestizide werden nicht verwendet. Organische Düngemittel und im ökologischen Landbau zugelassene Pestizide wie Kupfer und Neem werden im Frühjahr ausgebracht.

Auf der Plantage gibt es 200 Unterlagsreben mit etwa 60 Sorten. Sie wurden mit 'GiseLa 5' veredelt. Diese beliebte Sorte wird in allen Süßkirschen-Anbaugebieten weltweit als Unterlage verwendet.

Die Plantage wird seit 2021 von der GNE biologisch bewirtschaftet. Synthetische Pestizide werden nicht verwendet. Organische Düngemittel und im ökologischen Landbau zugelassene Pestizide wie Kupfer und Neem werden im Frühjahr ausgebracht.

Auf der Plantage gibt es 200 Unterlagsreben mit rund 60 Sorten. Sie wurden mit 'Gisela 5' veredelt. Diese beliebte Sorte wird in allen Süßkirschen-Anbaugebieten weltweit als Unterlage verwendet. Witzenhausen ist an der internationalen Süßkirschen-Unterlagenforschung beteiligt: Sechs Unterlagen mit besonders hohen Erträgen und hoher Klimaresistenz wurden von hier aus in die ganze Welt exportiert. So lieferte Herr Walter verschiedene Unterlagen an die Forschungsstation in Klausenburg (heute Cluj-Napoca) in Rumänien.


Quellen:
https://www.werragut.de/
https://resola-ev.de/
https://www.startnext.com/vielfalt-durch-agroforst
https://www.gne-witzenhausen.de/demonstrations-und-versuchsanlage-wendershausen-fuer-dauerkulturen/
Autor: Viola Helwig, GNE

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